Entstehungsgeschichte des Müncheberger Gemeindeteils

Die Entstehung und Entwicklung der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Buckow-Müncheberg in Müncheberg

von einer Autorengemeinschaft

„Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen“ spricht Jesus Christus.

Diese Zusage Jesu aus Matthäus 18/20 begleitete die Geschichte der Baptisten in Müncheberg von 1926 bis jetzt ins Jahr 2011.

Es fing an mit dem Ehepaar Julius Machus. Sie zogen 1926 nach Müncheberg und waren dort die einzigen Baptisten. Dort bekamen die bekennenden Christen schnell Kontakt zu einem jüdischen Bruder namens Rudwitzky, der an Jesus Christus als den von Gott gesandten Messias glaubte. In Hausversammlungen legte dieser Bruder regelmäßig Gottes Wort aus. Ab 1934 erhielt die kleine Stubenversammlung in Müncheberg mehrmals im Jahr Unterstützung durch einen Baptistenprediger Bruder Winter aus der Berliner Gemeinde in der Gubener Strasse. In den Wirren der letzten Kriegsjahre fanden keine Versammlungen statt.

Im Zuge der Umsiedlungswelle nach dem zweiten Weltkrieg kamen weitere Baptisten aus Königsberg und Schernow nach Müncheberg. Im Jahr 1946 gab es die stolze Zahl von acht Geschwistern in Müncheberg. Die Unterstützung durch Bruder Winter aus Berlin lief auch wieder an. Müncheberg wurde Zweiggemeinde der Berliner Baptistengemeinde Gubener Straße.

Bis 1951 fanden die Gottesdienste als Stubenversammlung bei den Großeltern Machus statt. Als sich die Wohnungssituation der anderen Geschwister etwas besserte, fanden die Versammlungen reihum in den Wohnungen statt. Neben der Wortauslegung wurde in den Versammlungen viel gesungen und fast jede Versammlung mit einem gemeinsamen Essen,  dem „Liebesmahl“, beendet. Dieses frohe Miteinander setzte einen hoffnungsvollen Gegenpol zu den schweren Nachkriegsjahren. Unterstützt durch den Jugendchor aus der Gubener Straße wurden in Müncheberg und Umgebung in Zusammenarbeit mit dem Superintendenten der Evangelischen Kirche, Herrn Stachat, mehrere Gottesdienste gestaltet. Aus diesem guten Miteinander ergab sich, dass Superintendant Stachat bei der Planung und dem Bau der Bonhoefferkapelle in der Hinterstraße auf Zeichnungen des Architekten und Baptisten Gerhard Strauchmann zurückgriff.

Nach Fertigstellung der Bonhoefferkapelle  bot der damalige evangelische Pfarrer Dieckmann auf einer Allianz-Gebetswoche den Baptisten die kostenlose Nutzung des Vorraumes der Bonhoefferkapelle für die Gottesdienste an. Dies wurde freudig angenommen. Und so fanden ab dem 1. Dezember 1966 vierzehntägig am Sonntagnachmittag Gottesdienste statt. Unterstützung für die Verkündigung kam von mehreren Brüdern aus Berlin, aber auch von den Seminaristen des Predigerseminars aus Buckow.

Am 28. März 1971 wurde die Gemeinde Buckow-Müncheberg gegründet und Müncheberg galt als Zweiggemeinde von Buckow. Die Zahl der Gemeindemitglieder lag immer noch bei acht Geschwistern. Vierzehntägig fanden die Gottesdienste in Müncheberg statt. Die Gottesdienste waren gut besucht. Bis zu 20 Gläubige versammelten sich. Eine ganz wichtige Rolle spielte da der Fahrdienst von Horst Machus. Mit seinem gelben Trabant und später dem braunen Wartburg fuhr er durch ganz Müncheberg und brachte die oft gehbehinderten Gottesdienstbesucher in die Bonhoefferkapelle. Dies war nur einer der vielen kleinen Dienste, die Familie Machus leistete und so die Gemeindearbeit Müncheberg ermöglichte. Bei der Rahmengestaltung trat die Familie als Chor und Theatergruppe auf, übernahm die Lesungen und Bekanntmachungen. Tief im Glauben an die Zusagen von Jesus Christus taten sie über Jahrzehnte ihren treuen Dienst.

Durch die Seminaristen und Lehrer des theologischen Seminars aus Buckow wurden über das Jahr verteilt Höhepunkte im Gemeindeleben gemeinsam mit den Buckower Geschwistern gestaltet. Dazu gehörten Evangelistische Tage und Chorgottesdienste. Im Jahr 1972 fand die erste Evangelisation in Müncheberg statt.  1973 fand die erste Adventfeier mit Geschwistern der Evangelischen Kirche statt. Ein Jahr später wurden die „Seniorengottesdienste“ etwa dreimal jährlich durchgeführt. Sie waren sehr gut besucht und waren für alle gewinnbringend.

Im Jahr 1975 berief die Gemeinde Buckow-Müncheberg ihren ersten Pastor, Bernd Wittchow. Mit ihm bekam die Jugendarbeit neue Impulse. Das Gemeindeleben erhielt jetzt viele Evangelistische Impulse durch besondere Gottesdienste. Im selben Jahr begann in Müncheberg die Verteilaktion mit der Zeitschrift „Frohe Botschaft“. Etwa 30 Exemplare wurden bei Hausbesuchen in Müncheberg und nach den Gottesdiensten wöchentlich verteilt.

Im Jahr 1976 fand dann eine groß angelegte Evangelisation unter Leitung des theologischen Seminars Buckow in Müncheberg statt. Das Motto hieß „ Mit Jesus neu leben“. Ein junger Mann aus Müncheberg, der zu keiner Kirche gehörte, nahm Jesus Christus als seinen Herrn an und wurde noch im selben Jahr im Buckowsee getauft. Leider wurde durch diese Evangelisation auch das Verhältnis zur Evangelischen Kirche etwas getrübt. Bei der Einladungsaktion wurden auch Mitglieder des Gemeindekirchenrates eingeladen. Dies wurde als Abwerbungsaktion falsch verstanden. Zu den Folgen gehörte dann, dass im Jahr 1978 der Antrag auf eine Jugendevangelisation in der Bonhoeffer-Kapelle abgelehnt wurde.

Im Vertrauen auf Gottes Führung wurde die Jugendevangelisation geplant und dafür gebetet, dass Gott zur rechten Zeit einen geeigneten Raum zeigen würde. Als der damalige Pastor Bernd Wittchow an der Minoltankstelle seinen Trabant betankte, stand an der Nachbarsäule der Priester der katholischen Kirche von Müncheberg. Dieser sagte:

„Kollege, ich habe gehört, ihr habt ein Raumproblem für eure Jugendevangelisation. Ihr könnt diese Aktion gerne in unserer Kirche durchführen.“

Und so fand 1978 die Jugendevangelisation „Wach auf und lebe“ in der katholischen Kirche in Müncheberg statt. Das war der Beginn einer sehr aktiven Jugendarbeit.

Nach der Evangelisation fanden in der katholischen Kirche wöchentliche Jugendstunden statt, zu denen 25-30 Jugendliche kamen. Im September 1979 benötigte die katholische Kirche die Räumlichkeiten für sich. Aber nur kurz war die Jugend ohne Raum. Schwester Luise Machus bot ihren Rübenkeller im Tempelberger Weg den Jugendlichen an, den sie mit Leidenschaft, Hingabe und Unterstützung der Gemeinde zur Katakombe ausbauten. Das Gemeindeleben in den kommenden Jahren in Müncheberg wurde vielfältiger.

Im Jahr 1981 wurde durch einen schweren Autounfall der Pastor der Gemeinde so schwer verletzt, dass er seinen Dienst nicht mehr tun konnte und die Gemeinde ohne hauptamtlichen Mitarbeiter war. Dies sollte auch die nächsten 13 Jahre so bleiben. Durch den Einzug von sechs Geschwistern in die Eichendorfer Mühle 1984 erhielt die Gemeindearbeit in Müncheberg einen Zuwachs an Mitarbeitern. Die Jugend brachte sich mit Musik und Anspiele in die Gottesdienste ein, es wurde zu zusätzlichen Höhepunkten wie der Aufführung von Oratorien eingeladen. Die Allianzgebetswoche wurde 1979 erstmals zusammen gestaltet. Die Seniorengottesdienste und die Adventfeier füllten die Bonhoefferkapelle mehrmals bis auf den letzten Platz. In dieser Aufbruchstimmung verschlechterte sich leider die Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche. Nutzungsabsprachen mit der Kapelle klappten mehrmals nicht. So stellte sich die Frage nach einem eigenen Raum in Müncheberg.

Auch hier fand sich eine gute und schnelle Lösung. Die Scheune über der „Jugendkatakombe“ wurde am 31. Oktober 1984 Eigentum der Gemeinde und es begannen Überlegungen, wie aus der Scheune ein Gemeindehaus entstehen konnte. Schon ein Jahr später wurden die ersten Steine abgeladen. Am 1. Dezember 1986 wurde die Baugenehmigung für den Umbau der Scheune zum Gemeindehaus mit Pastorenwohnung erteilt. Der Bau begann am 1. März 1987 und Horst Machus wurde als Bauleiter eingestellt. Durch vielfältige Unterstützung von Gläubigen aus allen Gegenden der DDR wuchs der Gemeindebau auf wunderbare Weise, ohne dass sich die Gemeinde verschulden musste.

 

Auch in der Zusammensetzung der Gottesdienste gab es Veränderungen. Waren es bis dahin vorwiegend ältere Menschen, die die Gottesdienste besuchten, so kamen jetzt von Jahr zu Jahr junge Menschen dazu. Die Jugendlichen hatten jetzt Kinder, die mit ihren Mitteln die Versammlungen belebten.

Am 4. März 1990 war dann die festliche Einweihung des Gemeindehauses. Von nun an fanden sonntäglich Gottesdienste im neuen Gemeindehaus statt. Ein ganz besonderer Dank gilt aber den Geschwistern der Evangelischen Kirche, deren Räume wir 24 Jahre lang nutzen konnten und die den Geschwistern in Müncheberg halfen, die Hoffnung zu bewahren, dass Gott auch in Müncheberg Frucht wachsen lassen wird.

Horst Machus (links) und Bürgermeister Günter Saul bei der Einweihung des Gemeindehauses am 4. März 1990

Das Gemeindehaus wurde mit Leben gefüllt. Einmal im Monat fand ein gemeinsames Mittagessen statt, ein Babyraum wurde eingerichtet, in den die Gottesdienste übertragen wurden. Die Lebenshilfe nutzte in der ersten Zeit nach der Wende unser Gemeindehaus für ihre Versammlungen, ebenso wie die Selbsthilfegruppe für Menschen mit Abhängigkeitsproblemen, die „Lebenskurve“. Durch die Arbeit der Eichendorfer Mühle kamen immer mehr Menschen in die Versammlungen, die vom christlichen Glauben noch nie etwas gehört hatten.

Die  Gemeinde stellte einen Antrag, als Neulandmission anerkannt zu werden. Dem wurde stattgegeben und am 9. Januar 1994 erhielt die Gemeinde wieder einen Pastor, Rainer Atts. Seine Frau Claudia bot in der Schule und im Gemeindehaus verschiedene Englischkurse an. Die Gemeinde wuchs in dieser Zeit sehr stark. Viele neue Gemeindemitglieder kamen auch durch die Arbeit der Eichendorfer Mühle zur Gemeinde. Bei besonderen Veranstaltungen war der Gemeinderaum, der achtzig Menschen fassen konnte, zu klein. Das Nachbargrundstück wurde dazu gekauft und es gab Überlegungen, das Haus zu vergrößern.

Aus persönlichen Gründen wurde Familie Atts am 7. Januar 2001 nach Berlin verabschiedet. Die leer stehende Pastorenwohnung wurde an den christlich naturnahen Kindergarten der Katholischen Kirche vermietet, der bis heute noch darin ist.

Am 7. September 2004 konnte Dirk Ristau als neuer Pastor eingeführt werden. In dieser Blütezeit der Gemeinde waren es dann menschliche Schwächen, die dazu führten, dass nicht alle Blüten zur Frucht wurden. Einige Geschwister verließen  die Gemeinde.

Am 15. April 2007 wurde unser Pastor nach Malchin verabschiedet. Aus eigener Kraft war es nicht mehr möglich, jeden Sonntag einen Gottesdienst in Müncheberg zu gestalten. So finden nun im Wechsel 14tägig Gottesdienste in Müncheberg und Buckow statt. Die Zahl der Gemeindeglieder ist wieder überschaubar und die Zusage Jesu „Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen“  macht jede Versammlung zu einem gesegneten Erlebnis. Und wir als Gemeindeteil in Müncheberg sind gespannt, was Gott so noch vor hat hier in Müncheberg.